Stillstand und Stille

Durch den weit verbreiteten Shutdown ist es still geworden auf der Erde, zumindest stiller als sonst.

Diese Stille ist die Voraussetzung, hören zu können auf die Dinge, die sonst gerne überhört werden.

Und da gibt es eine ganze Menge, was die Erde uns sagen will und was noch zu wenig gehört wird, weil die Geräusche und das Getriebe der Menschen zu laut sind.

So schwierig dieser Stillstand, der die Stille hervorbringt, für uns sein mag, so wohltuend ist er für die Mutter Erde.

Bedenken wir einmal, wie sehr die Erde aufatmet, durchatmet und vermittelt:

Endlich wird es wieder einmal still!

Die Geräuschentwicklung, die die moderne Zivilisation über die Erde gebracht hat in relativ kurzer Zeit, gemessen am Alter der Erde, ist enorm und belastend zugleich.

Eigentlich sollten wir so etwas haben wie einen Weltstilletag, wenn dann diese Zeit der Quarantäne vorbei ist und die Geräusche wieder anfangen, zuzunehmen und aufzubranden.

Normalerweise ist der Tag der Stille und Einkehr für die Christen der Sonntag, für die Juden der Samstag und für die Moslems der Freitag.

Aber wir haben es geschafft, diese Tage der Stille, die schon der Himmlische Vater eingesetzt hat, mit immer mehr Geschäftigkeit zu füllen.

Und dennoch sind die Ruhetage wichtig, um einen gesunden Rhythmus von Ein- und Ausatmen zu gewährleisten, um immer wieder zur Besinnung zu kommen und zur Neuorientierung, wie es nach der Stille weitergehen soll.

Also die Frage, was höre ich, wenn ich nichts mehr höre, ist eine ganz wichtige.

Die Ohren sollen hinlauschen auf das, was im täglichen Getriebe überhört wird und trotzdem zu uns spricht und seine Bedürfnisse kundtut.

Und dass nun die ganze Erde gemeinsam die Passionszeit in Verzicht und Zurücknahme und Stille erlebt, ist tatsächlich Ausdruck einer Zeitenwende.

Es wäre schön, wenn dieser Zustand der Stille uns in dieser Zeit nicht nur ängstigen würde im Sinne von:

Was kommt da auf mich zu? Erwischt es mich vielleicht auch? Muss ich dann gar sterben?

Sondern wenn wir die Zeit nutzen für eine Rückbesinnung und Dankbarkeit für alles, was gewesen ist.

Und wenn wir uns in eine Haltung der tiefen Erwartung begeben könnten, was da kommen mag.

Überlegen wir doch einmal, wie es dem Christus gegangen sein mag, als er durch seine Passionszeit schritt.

Da war schon klar, dass es den Christus „erwischt“ und dass der Tod auf ihn wartet.

Aber ihm war auch klar, dass er durch den Tod hindurch muss, hindurch zu seinem Himmlischen Vater und zu seiner Himmlischen Mutter.

Also diese Haltung, wir müssen da durch, denn dann geht es uns gut, dann sind wir Zuhause, die könnten wir uns abschauen von dem Herrn.

Für uns geht es vorerst nicht darum, mit dem „Zuhause sein“ den Himmlischen Vater und die Himmlische Mutter jenseits der Schwelle im Auge zu haben, sondern ein neues Zuhause auf der Mutter Erde und in der Vaternatur, die er für uns geschaffen hat, anzustreben.

Denn wir sind ja nicht dazu bestimmt, alle in kürzester Zeit zu sterben!

Und trotzdem gehen wir durch etwas hindurch, wo jenseits dieser Engstelle etwas Neues auf uns wartet und verstanden werden möchte.

Nämlich die Lebendigkeit der Erde, auf der wir leben, weil sie bewohnt ist von der Himmlischen Mutter mit all ihren Wesen und weil die Weisheit des Schöpfers, des Vaters in den Ordnungen der Natur lebt.

Das ist ein wesentliches Lernziel, die Erde nicht nur als materielles Wesen, sondern als geistiges Wesen zu begreifen.

Öffnen wir die Augen für das Geistige in der materiellen Welt und lernen wir sie dadurch ganz anders wertzuschätzen, ihr ganz anders zu begegnen und dadurch natürlich auch ganz anders in der Zukunft mit ihr zusammenzuleben.

Lassen wir uns immer mehr berühren von den geistigen Wesen, die hereinragen in unser materielles Sein.

Nutzen wir die Zeit der Stille in diesem Sinne als persönliche Erfahrung und auch ein klein wenig im Sinne der Nachfolge des Weges, den der Christus gegangen ist.

Eines ist gewiss, dass nach der stillen Zeit der Passion Ostern und die Auferstehung auf uns warten.

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